Zusammenfassung
Hintergrund: Die Nachblutung ist die häufigste und gefährlichste Komplikation die nach Tonsillektomie
auftreten kann. Ihre Inzidenz soll im Hinblick auf zwei unterschiedliche Blutstillungsmethoden
(Umstechungsligatur - bipolare Koagulation) untersucht werden. Methoden: Das Auftreten von Nachblutungen nach Tonsillektomien wurde retrospektiv für die Jahre
1992-1994 untersucht. Insgesamt konnten Daten von 2096 Patienten, die sich in diesem
Zeitraum einer Tonsillektomie unterzogen, ausgewertet werden. Ergebnisse: Die Inzidenz von operativ zu versorgenden Nachblutungen betrug in unserem Krankengut
5,4%. Nach Primärblutstillung durch Umstechungsligatur wurden weniger Nachblutungen
beobachtet, die jedoch schwieriger zu versorgen waren, als Nachblutungen nach Primärblutstillung
mittels bipolarer Koagulation. Während die Frühnachblutungsrate für beide Methoden
gleich ist, traten bei Durchführung der bipolaren Koagulation häufiger Spätnachblutungen
auf. Diskussion: Gefäßwandverletzungen durch Umstechungsligatur werden für schwere Nachblutungen nach
Tonsillektomie verantwortlich gemacht. Dieser Pathomechanismus entfällt bei Blutstillung
durch bipolare Koagulation. Da auch eine Koagulation der Cefäßumgebung zunächst eine
Blutstillung bewirkt, kommt es mit der Abstoßung der Wundbeläge häufiger zu einer
Spätnachblutung. Schlußfolgerung: Die Anwendung der bipolaren Koagulation als Blutstillungsmethode ist dennoch gerechtfertigt,
da die auftretenden Nachblutungen in der Regel einfach zu beherrschen sind.
Summary
Background: Bleeding after tonsillectomy is the most frequent and most dangerous complication.
We compared the incidence of postoperative bleeding and secondary haemorrhage after
tonsillectomy was examined using two methods of hemostasis (suture ligation versus
electrocautery). Methods: The study covered all tonsillectomies performed from 1992 to 1994. Data from about
2096 patients were assessed. Results: The incidence of postoperativ bleeding and hemorrhage was 5.4%. When suture ligation
of vessels was used to obtain hemostasis during the operation it was evident that
postoperative bleeding was rare but more difficult in comparison to the cases in which
electrocautery was used alone. While primary bleeding for both methods was similar,
secondary bleeding was more frequent after hemostasis achieved with electrocautery.
Discussion: Injury of the vessel by suture ligation is thought to be responsible for massive
hemorrhage after tonsillectomy. Using electrocautery avoids this pathogenic mechanism.
Since electrocautery of the tissue surrounding a vessel produces initial hemostasis,
secondary bleeding is more frequent after the wound clot is opened. Conclusion: Use of electrocautery for hemostasis is justified since bleeding after primary hemostasis
is usually easily managed.
Schlüsselwörter
Tonsillektomie - Nachblutungen - Bipolare Koagulation - Umstechungsligatur
Key words
Tonsillectomy - Postoperative bleeding - Secondary hemorrhage - Electrocautery - Suture
ligation